Der Text erschien in Ausgabe 1 (11/24).
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Wo die Moral fällt und die Sprache tanzt
Schriftsteller:innen zu bitten, selbst etwas über ihre Stücke zu schreiben, ist immer ein Abenteuer. Man weiß nicht, was man kriegt, freut sich, wenn sie zusagen und wartet dann gespannt auf ihre Zeilen. Wenn man den Sprachkünstler Ferdinand Schmalz darum bittet, weiß man schon, was man sicher nicht kriegt: Großbuchstaben. Jenseits davon aber liefern seine fein arrangierten Texte alles, was die deutsche Sprache zu bieten hat.
Ferdinand Schmalz, 1985 als Matthias Schweiger in Graz geboren, studierte Theater-, Film und Medienwissen- schaften mit Wahlfach Philosophie. Er ist Mitglied im freien Kollektiv mulde_17 und Mitbegründer des Festivals Plötzlichkeiten. Er schrieb unter anderem Auf- tragsarbeiten für die Schauspielhäuser Graz und Zürich, für das Schauspiel Leipzig und das Burgtheater in Wien.
2017 erhielt Schmalz den Bachmannpreis für seinen Text mein lieblingstier heißt winter, in dem sich der Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht auf die Suche nach einer gefrorenen Leiche macht und dabei allerlei skurrilen Personen begegnet. 2018 wurde sein Stück jedermann (stirbt), eine Neudichtung von Hofmannsthals Mysterienspiel für das Burgtheater, mit dem NESTROY-Theaterpreis ausgezeichnet.
In literarischer Kleinarbeit und mit viel Sprachgefühl dekonstruiert Schmalz das, was man allgemeinhin als Grammatik kennt. Er jongliert mit Satzstrukturen und gibt seiner Sprache eine Künstlichkeit, die besonders im gesprochenen Wort eine ganz eigene Musikalität entwickelt. Dabei widmet er sich gerne den absurden Seiten des Alltäglichen und regt sein Publikum dazu an, gewohnte Pfade zu verlassen – in der Sprache aber auch, und vor allem, darüber hinaus.
Schmalz’ neuestes Bühnenwerk bumm tschak oder der letzte henker wird bei den Bregenzer Festspielen 2025 uraufgeführt. Inszeniert wird die Koproduktion mit dem Burgtheater von dessen künstlerischen Direktor Stefan Bachmann.
Worum geht es in dem Stück, was darf man erwarten? Wir haben bei Ferdinand Schmalz nachgefragt:
irgendwo zwischen den zeiten, in nicht allzu ferner zukunft, stürzt er, stürzt einen klaren da in sich hinein jetzt er, der josef. und denkt in sich, dass sie, die leute, einen durst. immer haben sie, die leute, einen durst, egal, was das für zeiten, die da draußen lauern.
bumm tschak oder der letzte henker
Ferdinand Schmalz
18. Juli 2025 – 19.30 Uhr Premiere
20., 21., 22. Juli – 19.30 Uhr
Theater am Kornmarkt